eine Geschichte für Dich - Elfenweisheit

Veröffentlicht am 10. Oktober 2024 um 08:49

Am Wegrand wuchsen einige Mohnblumenstengel. Sie streckten sich immer mehr in die Höhe und klagten: "Ach, könnten wir nur ein klein wenig weiter vorne stehn. Dann würden wir schon in der Sonne wachsen und unsere Knospen würden schneller dicker werden." "Mir ist es zu eng", klagte eine, "ich brauche mehr Raum!" "Die Gänseblümchen rücken mir immer näher. Mit ihrem ewigen Gekicher kann ich mich gar nicht auf mein Wachsen konzentrieren." jammerte eine Andere. "Der Spitzwegerich ist auch so anstängend! Immer kitzelt er mich mit seinen Blütenständen." raunte eine Dritte.

 

Da kam ein Waldelf angesprungen. Was seltsam war, denn Waldelfen leben im Wald und unsere Mohnblumen standen ja am Wegesrand. Er sang ein Lied vom Leben im Jetzt, denn er kannte nichts anderes. Von der Freude an all den Dingen die ihm begegneten, denn das war seine Energie aus der er schöpfte. Von der Liebe und der Offenheit zu anderen Lebewesen, denn das war sein Wesen. Von der Kühle des Schattens und der Wärme des Lichts, denn beides war gleich für ihn und hatte keine Wertigkeit.

 

Die Mohnblumen waren irritiert. Ein Waldelf? Das konnte nicht sein! "Nein",sagten sie, "das bilden wir uns ein. Einen Waldelf am Wegesran? Das gibt es nicht!" "Könnt ihr mich sehen?" fragte er. "Ja", antworteten alle gleichzeitig. "Dann gibt es mich auch. Meine Existenz ist der Beweis für mein Siin." Er blieb eine Weile und tanzte und sang und jaulte mit ihnen den Mond an.

 

Mit der Zeit verstanden die Mohnblumen seine Welt. Dadurch konnten ihre Knospen dicker und praller werden bis sie schließlich  aufsprangen und sich ihre zarten Blütenknospen entfalteten. Zuerst zaghaft und blas rosa. Später immer mutiger hellrot, bis sie schließlich in voller Blüte, tief rot leuchtend, an ihrem Platz standen. "Wir wollen unsere Samen verbreitn und von deiner Welt erzählen" sagten sie zu dem Elf. "Erzählt den Menschen nicht, dass es mich gibt, sagte er zu ihnen, sie können mich nicht sehen und werden euch daher nicht glauben."

 

So stehen die Mohnblumen noch heute am Wegrand. In Stille bewahren sie das Wissen über den Waldelf in ihren Herzen. Mit jedem nicken ihrer Blütenköpfe flüstern sie uns zu "Vertraue dem Leben", denn das ist die Botschaft des Waldelfen.

 

 Gabriele Skol/  Text aus 2015                                    

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